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henne & hund
- Schule für Menschen und ihre Hunde - Katja Henne - 2020/21
Das Ruhebedürfnis von
Hunden
Hunde sind wie Katzen. Sie brauchen genau soviel Schlaf. Sie sind sich genetisch sehr ähnlich. Nur
ziehen sich Katzen - selbstständig wie sie sind - zurück, wenn sie Ruhe brauchen. Hunde tun das oft
nicht. Auch besonders unabhängige Rassen wie Shiba Inu, Laika oder Kangal nehmen sich nicht den
Schlaf, den sie bräuchten. Außer, sie haben gelernt, darauf zu bestehen. Oder sie leben nicht mit
Menschen zusammen. Verwilderte Haushunde in Italien und Spanien beispielsweise leben mit einem
gesunden Ruhe-Rhythmus.
Das Erkennen des Ruhebedürfnisses ist noch angeboren. Das Beharren darauf allerdings nicht mehr.
Haushunde wurden dazu gezüchtet, stets einsatzbereit und willig zu sein. Sehr deutlich ist dies bei
den logischerweise am meisten benutzten Rassen: Golden Retriever, Jack Russell Terrier, Deutscher
Schäferhund, Border Collie, etc. Diese Hunde sagen selten: "Ich will nicht mitmachen." Mit der
Förderung dieser "Ich bin dabei"-Eigenschaft hat sich der Mensch einen Gefallen getan - und auch
wieder nicht. Dem Hund übrigens auch nicht. Schlaf und Ruhe sind lebenswichtig. Im Schlaf werden
die Geschehnisse der Tage verarbeitet. Darum haben Hunde - wie auch Menschen - nach einem
außergewöhnlich anstrengenden Tag einen tiefen oder unruhigen Schlaf, je nachdem, ob der Tag
körperlich oder geistig anstrengend war. Das Ruhebedürfnis von Menschen und dessen
Unterschreitung wurde erst an Mäusen, dann an Hunden und schließlich an Menschen untersucht. Alle
zeigten die gleiche Entwicklung (was ironisch ist, denn Humanforscher ziehen gerne den Hund heran,
um Ergebnisse für den Menschen zu erhalten. Vielen Kynologen wiederum ist der Mensch-Hund-
Vergleich verhasst. Sie fürchten die Vermenschlichung des Hundes. Die Ableitung Hund-Mensch ist
also in Ordnung, die Ableitung Mensch-Hund aber nicht?). Im ersten Stadium des Schlafentzugs
wurden die Hunde überdreht. Im Zweiten unkonzentriert, grobmotorisch und fahrig. Im Dritten nervös
und schnell reizbar. Im Vierten aggressiv und kränklich. Im fünften Stadium erkrankten sie schwer und
/ oder chronisch.
Im Lauf der Trainingsjahre hat sich dabei folgendes gezeigt. Retriever-Rassen verharren nicht allzu
lange oder deutlich im Stadium der Aggression. Sie werden schneller chronisch krank, leiden zum
Beispiel an Hautkrankheiten, da Schlafmangel das Immunsystem schwächt. Terrier-Rassen hingegen
sind länger und auffälliger aggressiv, und fallen erst nach vergleichsweise langer Zeit in das Stadium
der schweren Krankheit. Aggression ist kein schlechtes Benehmen. Sie ist eine Warnung, ein
deutliches Zeichen, dass der Hund überfordert ist. Es gilt, spätestens in diesem Stadium einzugreifen,
bevor irreparable körperliche Schäden eintreten. Viele Krankheiten können mit Überforderung in
Zusammenhang gebracht werden, da Stress den Körper in seiner Gesamtheit schwächt. Krebs,
Allergien, Organversagen und neurale Störungen werden auch beim Menschen durch Überforderung
(mit-)verursacht.
Wie viel Schlaf und Ruhe braucht also ein Hund?
Erwachsene Hunde: 17 bis 20 Stunden. Welpen, Senioren und Kranke: 20 bis 22 Stunden. Eben wie
Katzen. Dazu zählt auch das gemeinsame Rumhängen vor dem Fernseher. Manchmal sagen Kunden
darauf, dass ihr Hund aber nicht von selbst so viel schliefe. Nun, es muss ihm natürlich beigebracht
werden, da Hunden, wie schon vorher erwähnt, das Einhalten des natürlichen Ruhebedürfnisses
abgezüchtet wurde. Ein Ritual der Ruhe sollte etabliert werden. Manche Hunde sind so daran
gewöhnt, immer in Aktion zu sein, dass sein Mensch sich anfangs mit ihm hinlegen muss. Ein
Nickerchen ist angebracht. Kein schlechtes Gewissen, wenn sich der Hund an seinen Menschen
drückt, und die Ohren über die Augen klappt. Schlafende Hunde soll man nicht wecken.
Mit freundlicher Genehmigung © Sonja Hoegen, Hundeschule dogcom
Schule für Menschen und ihre Hunde
Herzlichen Dank an Sonja, die mir diesen großartigen und wichtigen Artikel für diese
Homepage zur Verfügung gestellt hat.